Zwischen 1933 und 1945 nahm das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland (UK) rund 80.000 deutschsprachige Geflüchtete auf – zum überwiegenden Teil Jüdinnen und Juden. Damit war es das Land, das an dritter Stelle nach den Vereinigten Staaten und dem Mandatsgebiet Palästina den meisten Jüdinnen und Juden aus Mitteleuropa Zuflucht bot, die vor der nationalsozialistischen Verfolgung geflohen waren. Die geografische Insellage des Landes hatte zur Folge, dass die meisten von ihnen in den Jahren 1938 und 1939 ankamen. Gleichzeitig waren die Geflüchteten dort sicherer als in den Ländern, die eine Landgrenze mit NS-Deutschland teilten.
Viele deutschsprachige Jüdinnen und Juden ließen sich im Nordwesten Londons nieder, weil sie dort die größte Dichte von Diaspora-Institutionen in UK vorfanden. Im Nordwesten der Hauptstadt gründeten einige von ihnen Restaurants, Cafés und Lebensmittelgeschäfte mit kontinentalem Delikatessenangebot, aber auch Theatervereine, Kunstgalerien, Buchhandlungen, Kürschnereien, Schneidereien und Bekleidungsgeschäfte.
In der Erinnerungskultur des 21. Jahrhunderts wird die Rolle des Vereinigten Königreichs als sicherer Zufluchtsort ebenso gewürdigt wie dessen Mitwirkung am Sieg über NS-Deutschland. Im Laufe der Jahre wurden die geschichtlichen Realitäten allerdings durch eine Vorstellung von britischem Altruismus und Humanitarismus verdrängt, die nicht der Wirklichkeit entspricht.
Die meisten Geflüchteten, die nach UK fliehen konnten, blieben nach 1945 im Land. Es bildete sich in der Folge eine Diaspora kontinentaleuropäischer Jüdinnen und Juden heraus, die sich von der anglo-jüdischen Gemeinschaft teilweise bis heute unterscheidet.
Schon seit dem Mittelalter landeten deutsche Einwander:innen an den britischen Küsten und ließen sich im Vereinigten Königreich nieder. Im 19. Jahrhundert befanden sich unter ihnen einige bedeutende Unternehmer; beachtlich stark vertreten waren Verwaltungskräfte aus den deutschen Ländern. Es ist unklar, wie viele dieser Einwanderer einen jüdischen Hintergrund besaßen.
Der Erste Weltkrieg gestaltete sich in UK als eine äußerst schwierige Zeit für Menschen aus dem Deutschen Reich. Viele von ihnen wurden als ,feindliche Ausländer‘ interniert; einige verließen das Land. In den 1920er Jahren sollte die Zahl der Zugewanderten schließlich wieder zunehmen. Auch nach 1933 – mit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten – stieg sie weiter. Anfangs lag die Zahl derjenigen, die sich im Vereinigten Königreich vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten in Sicherheit bringen wollten, nicht sehr hoch: Zwischen 1933 und 1935 fanden dort insgesamt rund 4.500 Geflüchtete Zuflucht; bis Anfang 1938 folgten weitere 5.500 Personen.
Wegen seiner Insellage war das Vereinigte Königreich schwerer zu erreichen als andere, direkt an NS-Deutschland angrenzende Länder. In den ersten Jahren bestand dafür keine Visumpflicht; wer nach UK kommen wollte, musste sein Anliegen gegenüber den Grenzbeamten begründen. Nachdem die Nationalsozialisten 1938 Österreich annektiert und später die Tschechoslowakei besetzt hatten, stieg die Zahl derer dramatisch an, die in das Vereinigte Königreich zu entkommen suchten. Darauf reagierte die britische Regierung im April 1938 mit Änderungen ihrer Einwanderungsgesetze. Sie verfolgte das Ziel, die Flucht nicht zu erleichtern, sondern zu erschweren. Ab April 1938 musste jede einreisewillige Person ein Visum vorweisen.
Visa wurden dabei nur unter ganz besonderen Voraussetzungen erteilt – hauptsächlich an Erwachsene, deren Anwesenheit für die britische Gesellschaft oder Wirtschaft von Vorteil war. Bekannten Künstlern und Akademikern etwa, von denen man sich einen Prestigegewinn für die eigene Kunst und Wissenschaft versprach, gewährten britische Behörden bereitwillig Visa. Zu dieser ersten Kategorie zählte der Wiener Psychoanalytiker Sigmund Freud (1856–1939). Am 5. Juni 1938 titelte die Tageszeitung Daily Mail, „Freud kommt als armer Flüchtling nach London: ‚Hier kann ich mein Lebenswerk in Frieden vollenden‘.“
Viele Wissenschaftler:innen erhielten Unterstützung durch die Society for the Protection of Science und Learning (SPSL), die versuchte, sie in Wissenschaftseinrichtungen des Landes unterzubringen. Die tatkräftige anglo-jüdische Sekretärin der SPSL, Esther Simpson (1903–1996), die aus Leeds stammte und deren Vorfahren aus Osteuropa nach UK eingewandert waren, machte es sich zur Aufgabe, ihren verfolgten Glaubensgenoss:innen zu helfen. Die an diesem Beispiel sich zeigende Solidarität zwischen bereits im Land lebenden Jüdinnen und Juden mit unterschiedlichen Wurzeln war dabei nicht immer gegeben: Viele Geflüchtete aus dem deutschsprachigen Raum berichteten, die eingesessene jüdische Bevölkerung sei nicht so hilfsbereit gewesen, wie sie dies bei ihrer Ankunft im Vereinigten Königreich zunächst erhofft hätten.
Trotz der Unterstützung durch die SPSL war der Weg nach UK für die meisten Intellektuellen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen nicht einfach, sondern mit großen Schwierigkeiten verbunden. Sie blieben auf die Förderung durch Hochschulen oder Gönner und Mäzene angewiesen. Vielen Anträgen war kein Erfolg beschieden, und die meisten Geflüchteten lebten selbst dann, wenn ihnen die Einreise nach UK gestattet worden war, in prekären Verhältnissen.
Eine zweite Kategorie von Personen, die Visa bekamen, waren diejenigen, die den Behörden glaubhaft machen konnten, dass sie über die nötigen Fachkenntnisse und Mittel verfügten, um eine Firma gründen und britische Arbeitnehmer:innen beschäftigen zu können. In vielen Fällen legten die zuständigen Stellen ihnen nahe, einen produzierenden Betrieb vorzugsweise in einem besonders benachteiligten Gebiet des Landes zu gründen.
Die dritte Kategorie von Geflüchteten umfasste diejenigen, die bereit waren, in Wirtschaftszweigen zu arbeiten, die als Sektoren mit Arbeitskräftemangel galten. Sie konnten demnach ein Visum erhalten, wenn sie eine Anstellung fanden und die geforderten Unterlagen vorlegen konnten. Einige wenige solcher Anstellungen waren in Bereichen wie der psychiatrischen Krankenpflege und der Landwirtschaft verfügbar. Die meisten Arbeitsmöglichkeiten für die auf diesem Weg eingereisten Geflüchteten bot der Bereich der Haushaltsdienstleistungen. Für mehr als 20.000 Personen – hauptsächlich Frauen – ebnete er den Weg zur erfolgreichen Flucht. Seit den 1920er Jahren war es für Haushalte im Vereinigten Königreich wegen der schlechten Lohnsituation und der strapaziösen Arbeitsbedingungen immer schwerer geworden, Hausangestellte zu finden. Dass Geflüchtete aus Mitteleuropa auf der Basis sogenannter domestic service permits ins Land gelassen wurden, galt als sinnvolle Maßnahme zur Linderung des Arbeitskräftemangels in diesem Bereich.
Von den Frauen, die eine Anstellung als Dienstmädchen, Haushälterin oder Köchin fanden, und den weniger zahlreichen Männern, die als Butler oder Gärtner arbeiteten, hatten viele keine Erfahrungen im Hauswirtschaftsbereich. Nicht selten ließen sie sich aus Not und Verzweiflung als Hausangestellte beschäftigen, obwohl ihre einzige Erfahrung darin bestanden hatte, dass sie selbst vor ihrer Flucht Hausangestellte beschäftigt hatten. Häusliche Arbeit war von ihnen selbst nicht verrichtet worden.
Jüdische Organisationen zur Unterstützung der Geflüchteten boten daher Lehrgänge an, in denen potenzielle Hausangestellte auf ihre Aufgaben vorbereitet wurden. 1940 veröffentlichte das britische Central Office for Refugees eine Broschüre mit dem Titel „Mistress and Maid: General Information for the Use of Domestic Refugees and Their Employers“ (Hausherrin und Dienstmädchen: Allgemeine Informationen für Geflüchtete, die als Hausangestellte tätig sind, und ihre Arbeitgeber). Darin erklärte man den Frauen, wie sie sich in ihren neuen Stellungen zu verhalten hatten. So erfuhren sie etwa, dass sie nur sprechen sollten, wenn sie angesprochen wurden, oder dass Bitten als Befehle aufzufassen und ohne Rückfrage sofort zu erfüllen waren.
Die vierte Kategorie von Geflüchteten, denen Zuflucht im Vereinigten Königreich gewährt wurde, waren unbegleitete Kinder und Jugendliche, die mit den sogenannten Kindertransporten ins Land gelangten. Diese Rettungsaktion, für die die Visumpflicht aufgehoben wurde, lief von Dezember 1938 bis September 1939. Wer das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hatte und für Ausbildungs- oder Schulungszwecke nach UK einreisen durfte, benötigte kein Visum. Das ,Kindertransport‘-Programm hatte die britische Regierung auf öffentlichen Druck nach den Novemberpogromen 1938 ins Leben gerufen, worüber auch in britischen Zeitungen ausführlich berichtet wurde.
Abb. 1: Gruppenfoto von Annemarie Fleck (1926–2010), hintere Reihe, zweite von links, und anderen Kindern bei ihrer Ankunft in England, Stroud, 5. Mai 1939; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2018/125/35, Schenkung von Diane Shavelson.
Die Regierung in London ließ sich bei ihrer Politikgestaltung dabei nicht in erster Linie von altruistischen Grundsätzen und dem Wunsch leiten, möglichst viele verfolgte Jüdinnen und Juden zu retten. Viele Bürger:innen des Landes dagegen waren bereit, Geld, Zeit und Energie zu investieren und den Betroffenen zu helfen. Besonders deutlich zeigte sich dies im Hinblick auf geflüchtete Kinder und Jugendliche. Eine führende Rolle bei dieser Unterstützung – auch für Erwachsene – spielten die anglo-jüdische Gemeinschaft und die religiös-christliche Gruppe der Quäker:innen. Ehrenamtliche aus allen Bevölkerungsgruppen spendeten Geld für die Reisekosten und für die Bürgschaft von 50 Pfund, die für jeden geflüchteten Minderjährigen hinterlegt werden mussten. Dadurch sollten dem Staat zukünftige Ausgaben erspart bleiben, die durch die Anwesenheit der Geflüchteten anfallen könnten.
Viele britische Bürger:innen – die meisten davon ohne jüdischen Hintergrund – stellten sich ehrenamtlich als Pflegeeltern zur Verfügung und zogen die Kinder und Jugendlichen in ihrem Haushalt groß. Sie beteiligten sich damit an der gewaltigen organisatorischen Aufgabe, innerhalb von nur neun Monaten insgesamt rund 10.000 unbegleitete Minderjährige ins Land zu lassen und unterzubringen – eine bedeutende Anzahl. Vor dem Hintergrund, dass die geflüchteten Kinder und Jugendlichen ihre Familien zurücklassen mussten, während der zeitliche und finanzielle Druck gleichzeitig hoch war und es zu wenig staatliche Unterstützung gab, wurden viele von ihnen nach ihrer Ankunft in UK zusätzlich traumatisiert. Manchen raubte dieses Trauma jeden Lebensmut. Besonders tragisch ist das Schicksal von Ernst (1925–1941) und Rudolf Farnbacher (1925–1946) aus Augsburg. Die Farnbacher-Zwillinge begingen 1941 und 1946 Selbstmord. Ihre Eltern, denen nicht die Flucht gelang, wurden im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.
Die strikten und oft inhumanen Vorschriften führten dazu, dass vielen, die verzweifelt nach einem Zufluchtsort suchten, die Einreise in das Vereinigte Königreich verweigert wurde. Trotz der rigiden Kriterien kamen zwischen der Annexion Österreichs im März 1938 und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 schätzungsweise rund 80.000 weitere Geflüchtete aus Europa ins Land. Manche Zufluchtssuchende hatten Verwandte mit britischer Staatsbürgerschaft, die ihnen finanziell unter die Arme greifen konnten. Zu ihnen gehörte die Pazifistin und Lehrerin Martha Steinitz (1889–1966), die Deutschland 1924 verlassen hatte und später ihre drei Schwestern nach Leeds nachholte.
In einigen Fällen waren die für die Visavergabe zuständigen Staatsbediensteten nachsichtig und umgingen bis zu einem gewissen Grad die Vorschriften. Ein bemerkenswertes Beispiel ist Frank Foley (1884–1958), der als Passbeamter in der britischen Botschaft in Berlin vielen Personen, die nach dem Buchstaben des Gesetzes eigentlich nicht die Voraussetzungen erfüllten, Einreisedokumente ausstellte und damit ihr Leben rettete. In anderen Fällen nahmen die Antragstellenden es mit der Wahrheit nicht ganz genau. Als Fanny Höchstetter (1902–1994), eine ehemalige Beamtin aus Süddeutschland, ein Hausangestelltenvisum (domestic service permit) beantragte, legte sie Referenzschreiben ihres Onkels vor, in denen ihre hauswirtschaftlichen Fähigkeiten gelobt wurden. In Wahrheit verabscheute Höchstetter häusliche Arbeit und hatte kaum Erfahrung damit. Es überrascht daher nicht, dass sie nach ihrer Ankunft in Großbritannien, wo sie eine Stelle als Dienstmädchen in einem privaten Haushalt antrat, mit ihrem Arbeitgeber nicht gut zurechtkam und sich schlecht behandelt fühlte.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Vorschrift geändert, dass Inhaber:innen eines Hausangestelltenvisums bei ihrem/r Arbeitgeber:in wohnen mussten. Fortan durften sie auch andere Tätigkeiten ausüben und den Haushalt wechseln. Höchstetter kündigte ihre Stelle als Dienstmädchen und arbeitete schließlich in einem Hotel in Llangollen in Nordwales.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 bildete eine einschneidende Zäsur im Leben der deutschsprachigen Jüdinnen und Juden im Vereinigten Königreich. Der Kontakt nach Deutschland, mit dem sich das Land nun im Krieg befand, brach weitgehend ab und weitere Fluchtmöglichkeiten waren fortan sehr begrenzt. Viele, die zuvor nach UK gelangt waren und auf eine rasche Weiterreise in die Vereinigten Staaten gehofft hatten, saßen daraufhin fest.
Wie andere Ausländer:innen aus Deutschland und Österreich wurden die jüdischen Geflüchteten darüber hinaus als sogenannte enemy aliens eingestuft. Da die britische Regierung befürchtete, einige dieser ,feindlichen Ausländer‘ könnten eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen, wurde ein Internierungsprogramm eingerichtet. Alle Erwachsenen – Männer und Frauen – mussten sich daraufhin einem Tribunal stellen, das sie in drei Kategorien einteilte. Je nachdem, wie ihr Bedrohungspotenzial für das Vereinigte Königreich dort eingeschätzt wurde, erlegte ihnen das enemy-alien-Tribunal bestimmte Restriktionen auf. Das stellte ein sehr unpräzises Vorgehen dar. Viele Geflüchtete wurden in Lagern interniert. Das größte von ihnen befand sich auf der Isle of Man, einem autonomen britischen Kronbesitz in der Irischen See. Dort befanden sich für Männer und – davon getrennt – für Frauen und sie begleitende Kinder jeweils Lager.
Die Meinungen darüber, ob dies eine nachvollziehbare Reaktion auf die Feindseligkeiten während des Zweiten Weltkriegs oder eine Fehlentscheidung der britischen Regierung war, sind bis heute geteilt. Einige Internierte wurden gewaltsam in britische Überseegebiete wie Kanada und Australien abgeschoben. Alfred Bader (1924–2018), der als unbegleiteter Minderjähriger mit einem ,Kindertransport‘ aus Wien nach Großbritannien gelangt war, wurde etwa auf der Isle of Man interniert und 1940 in ein Lager in Kanada verlegt. Nach dem Krieg zog Bader in die USA und wurde dort ein erfolgreicher Geschäftsmann und Kunstsammler.
Solche Abschiebereisen waren inmitten des Zweiten Weltkriegs oft mit großen Gefahren verbunden. Der Untergang der SS Arandora Star, die Internierte – darunter auch jüdische Geflüchtete – an Bord hatte und am 2. Juli 1940 durch den Torpedoangriff eines deutschen U-Boots versenkt wurde, trug schließlich zu einem Wandel der britischen Internierungspolitik bei. Viele inhaftierte Geflüchtete wurden in der Folge freigelassen.
Etwas überraschend dürfte sein, dass einige aus Kontinentaleuropa geflüchtete Jüdinnen und Juden eine wichtige Rolle in der britischen Kriegspropaganda spielten. Gestützt auf ihr interkulturelles Wissen und ihre Sprachkompetenzen verfassten sie Flugblätter mit antifaschistischer Propaganda, die von den britischen Streitkräften über feindlichem Gebiet abgeworfen wurden. Zudem sprachen sie deutschsprachige Rundfunksendungen ein, die in NS-Deutschland heimlich gehört werden konnten.
Abb. 2: Andreas Odilo Plesch (1923–1998) aus Berlin in Uniform der Air Force, England 1940; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2004/112/58, Janos und Melanie Plesch Gedenk-Schenkung von Prof. Dr. Peter H. Plesch.
Andere Geflüchtete, die das NS-Regime aktiv bekämpfen wollten, meldeten sich als Freiwillige zu den britischen Streitkräften. Anfangs durften sie nur dem Pioneer Corps angehören, das sich nicht an Kampfhandlungen beteiligte. Später konnten junge Männer Mitglied der regulären britischen Armee werden. Frauen leisteten ehrenamtliche Kriegsarbeit als Krankenschwestern oder arbeiteten in anderen besonders wichtigen Tätigkeitsfeldern. Dies zeigt, dass viele jüdische Geflüchtete Dankbarkeit und Loyalität gegenüber dem Vereinigten Königreich empfanden, das ihnen Zuflucht gewährte, auch wenn sie dort nicht immer freundlich oder fair behandelt wurden. Gleichzeitig gestaltete sich ihre Integration schwierig. Viele Betroffene sollten nie ein Gefühl uneingeschränkter Zugehörigkeit entwickeln. Auch wenn sie schon seit Jahren im Land lebten, sahen sich viele Geflüchtete nach eigener Aussage nicht in der Lage, sich britisch (oder englisch) zu fühlen. Exemplarisch kommt diese Gefühlslage in einer Aussage der Historikerin Eva G. Reichmann (1897–1998) zum Ausdruck: „Eine Deutsche bin ich nicht mehr; eine Engländerin werde ich niemals sein (…) Ich bin eine ehemals deutsche Jüdin britischer Staatsangehörigkeit.“ Eva G. Reichmann, „Im Banne von Schuld und Gleichgültigkeit (1960)“, in: Eva. G. Reichmann, Größe und Verhängnis deutsch-jüdischer Existenz. Zeugnisse einer tragischen Begegnung, Heidelberg 1974, S. 173. Reichmann war 1939 aus Deutschland geflohen und wurde die erste Leiterin der Forschungsabteilung der Wiener Library in London. Das Zitat von ihr aus dem Jahr 1960 veranschaulicht die komplexe Eigenidentität der Geflüchteten und das essentialistische Verständnis von britischer Identität, das damals keine Mehrfachzugehörigkeiten zuließ.
Eine erhebliche Anzahl von Geflüchteten reiste nur vorübergehend nach UK ein, bis sie in ein anderes Land – meist die Vereinigten Staaten – weiterzogen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu bleiben, war nicht so unkompliziert, wie es im Rückblick erscheinen mag. Während der Kriegsjahre konnten selbst diejenigen Geflüchteten keine Einbürgerungsanträge stellen, die als Angehörige der britischen Streitkräfte kämpften. Maßgebliche Teile des politischen Spektrums, der Medien und der Öffentlichkeit im Vereinigten Königreich waren gegenüber Jüdinnen und Juden sowie Menschen mit deutschen und österreichischen Wurzeln extrem feindselig eingestellt. So existierten Vorschläge, die durch die antisemitischen NS-Gesetze staatenlos gewordenen jüdischen Geflüchteten als ersten Schritt zu einer späteren Repatriierung zwangsweise wieder zu deutschen und österreichischen Staatsbürger:innen zu erklären.
Gegen diese Idee zog die Association of Jewish Refugees (AJR) in London im Namen ihrer Mitglieder energisch zu Felde. Die AJR war 1941 als Vertretung der jüdischen Geflüchteten aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei gegründet worden. Die Idee wurde schließlich fallengelassen und die Einbürgerungen im Mai 1946 wiederaufgenommen. Die Einbürgerungsverfahren gestalteten sich damals vergleichsweise einfach, und die Behörden waren den Antragsteller:innen in den meisten Fällen wohlgesonnen, wobei sie auch manche Anträge ablehnten – insbesondere dann, wenn linksgerichtete politische Aktivitäten im Spiel waren.
1947 wurden über 17.000 Einbürgerungsurkunden im Vereinigten Königreich ausgestellt. Die tatsächliche Zahl der Eingebürgerten lag noch höher, da Ehepartner:innen und Kinder im selben Antrag miterfasst wurden. Bis 1950 waren fast alle Geflüchteten, die eingebürgert werden wollten, britische Staatsbürger:innen geworden.
Die deutschsprachigen Jüdinnen und Juden ließen sich in allen Teilen des Vereinigten Königreichs nieder – die meisten in England, aber auch in Schottland, Wales und Nordirland. 1933 lebten laut einer Volkszählung rund 300.000 Jüdinnen und Juden im Land; bis 1945 stieg ihre Zahl auf 450.000. In Schottland wuchs die jüdische Gemeinschaft Ende der 1930er Jahre durch Geflüchtete aus NS-Deutschland und dem besetzten Europa auf rund 20.000. Für Wales sind keine genauen Zahlen bekannt. Viele geflüchtete Unternehmer siedelten sich im Industriegebiet Treforest in der Nähe von Cardiff an und gründeten dort Betriebe. Im Mai 1940 gab es 55 aktive Firmen, die von jüdischen Geflüchteten ins Leben gerufen worden waren und insgesamt rund 1.800 Menschen aus der Umgebung beschäftigten. Sie trugen dazu bei, die Importabhängigkeit zu verringern und einige neue Technologien in UK zu etablieren. In Nordirland wurde auf der Millisle Farm im County Down eine Gemeinschaft von Geflüchteten gegründet, in der Erwachsene und mit den ,Kindertransporten‘ Gerettete zusammenlebten. Sie betrieben dort gemeinsam Land- und Viehwirtschaft.
Sofern sie die Wahl hatten, lebten viele jüdische Geflüchtete lieber in städtischen Ballungsräumen, in denen es bereits etablierte jüdische Gemeinden oder Zusammenschlüsse gab. Die größten urbanen Zentren dieser Art bildeten der Londoner Norden und die englische Stadt Manchester. Ein bevorzugtes Wohngebiet war das im Nordwesten Londons gelegene Hampstead, dessen Hauptachse – die Finchley Road – wegen des großen Zustroms deutschsprachiger Geflüchteter den Spitznamen ,Finchleystrasse‘ erhielt. Die Geflüchteten gründeten dort eigene Restaurants mit unverwechselbar kontinentaleuropäischer Atmosphäre wie das Cosmo oder das Dorice. Das Buchantiquariat Libris, eröffnet von Joseph Suschitzky (1902–1975) aus Wien, entwickelte sich wiederum zu einem Mekka für Kenner:innen und Liebhaber:innen deutscher Literatur. Diese einst beliebten Gaststätten, Geschäfte und Treffpunkte an der Finchley Road existieren heute nicht mehr.
Abb. 3: Innenansicht des Restaurants Cosmo, das ein beliebter Treffpunkt der deutschsprachigen Emigrant:innen in London war, 1965. Das 1937 als Café gegründete Cosmo servierte seinen Gästen, von denen viele aus Wien und Berlin stammten, vertraute Speisen wie Gulasch, Wiener Schnitzel oder Apfelstrudel. 1998 wurde es geschlossen; Foto von Marion Manheimer.
In den ersten Jahren durften die meisten Geflüchteten nur Beschäftigungen aufnehmen, die von britischen Bürger:innen nicht ausgeübt werden konnten. Viele Männer, die vorher in freien oder kaufmännischen Berufen tätig gewesen waren, hatten Mühe, einen festen Arbeitsplatz zu finden. Viele Frauen arbeiteten als Reinigungskräfte. Die deutschsprachigen Jüdinnen und Juden, die in ihren Herkunftsländern meist der Mittelschicht angehört hatten, waren eifrig bemüht, sich ein neues Leben in UK aufzubauen und arbeiteten sich hoch. Sie pflegten insgesamt einen bescheidenen Lebensstil, auch wenn sie in eher bürgerlichen Wohnvierteln lebten.
Die Gründungsanschrift der AJR lag an der Finchley Road, während die in der Nähe gelegene Belsize Square Synagogue 1939 als New Liberal Jewish Congregation gegründet worden war. Die liberale Gemeinde stellte einen Ableger des Continental Liberal Movement dar, das sich vom anglo-liberalen Judentum unterschied. Die Belsize Square Synagogue, an der bis in die 1980er Jahre hinein nur deutschsprachige Rabbiner wirkten, existiert bis heute in London. Viele ihrer Mitglieder sind Kinder, Enkel:innen oder Urenkel:innen derjenigen, die sie damals gegründet hatten. In der Synagoge wurden viele Ehen zwischen Geflüchteten geschlossen, da deutschsprachige Jüdinnen und Juden auch im Vereinigten Königreich andere Geflüchtete als Ehepartner:innen bevorzugten, wobei viele Partner:innen auch ohne einen deutsch-jüdischen Hintergrund heirateten.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden mehrere Organisationen zur Unterstützung der Geflüchteten im Vereinigten Königreich gegründet. Die AJR machte sich seit 1941 für die Rechte dieser Gruppe stark und trat für die Aufhebung der Restriktionen ein, die den jüdischen ,feindlichen Ausländern‘ während der Kriegsjahre auferlegt worden waren, sowie für die Freilassung internierter Geflüchteter. Nach dem Ende des Krieges half sie außerdem bei der Suche nach Informationen über das Schicksal von auf dem Kontinent zurückgelassenen Familienangehörigen und Freund:innen, während sie sich gleichzeitig für Möglichkeiten zur Beantragung der britischen Staatsbürgerschaft einsetzte. Später übte die AJR als Interessenvertretung deutschsprachiger Jüdinnen und Juden in UK auch Druck auf die Bundesrepublik Deutschland aus, um Entschädigungszahlungen zu erwirken. In jüngerer Zeit kämpfte sie für das Recht von Geflüchteten und ihren Nachkommen, deutsche Pässe zu beantragen.
Heute unterstützt die AJR, deren Mitgliederkreis mittlerweile auf weniger als 2.000 Personen geschrumpft ist, vor allem ältere Geflüchtete durch Pflegeleistungen und finanzielle Hilfen. Außerdem bietet sie ein Forum für Nachkommen und finanziert Forschungsvorhaben sowie pädagogische Projekte, die sich an eine breitere Öffentlichkeit richten. Seit 1946 publiziert die AJR die Monatszeitschrift AJR Journal, die das Erbe der deutschsprachigen Jüdinnen und Juden bewahren und zugleich ihre Integration in die Gesellschaft des Vereinigten Königreichs erleichtern und sichern soll.
Die AJR hatte es sich zur Aufgabe gemacht, alle Geflüchteten zu vertreten, für die das Judentum ein bestimmender Faktor ihrer Lebensauffassung bildet. Während des Krieges wurden weitere Organisationen gegründet, die viele jüdische Mitglieder zählten, aber stärker politische Ziele verfolgten. Das galt zum Beispiel für die Free German League of Culture (Freier Deutscher Kulturbund) und das Austrian Centre, die beide 1939 ihre Arbeit aufnahmen und eher linke Positionen vertraten. Diese wurden während der Kriegsjahre unterschiedlich offen artikuliert. Einige Gruppierungen versuchten unverkennbar, Geflüchtete dazu zu bewegen, im Anschluss an den Krieg nach Deutschland und Österreich zurückzukehren, um dort am Aufbau neuer politischer und kultureller Strukturen mitzuwirken.
Viele deutschsprachige Jüdinnen und Juden berichten in ihren Erinnerungen von großen Schwierigkeiten, sich an das neue Umfeld im Vereinigten Königreich zu gewöhnen, dessen Sprache ihnen ebenso fremd war wie Klima, Kleidung, Sitten und Gebräuche. Selbst diejenigen Geflüchteten, die in der Schule Englisch gelernt hatten, taten sich schwer. Andere und zumal Ältere konnten sich überhaupt kaum verständigen. Deutsch zu sprechen, galt während des Zweiten Weltkriegs als verpönt in UK, auch wenn sich viele Erwachsene im privaten Rahmen weiterhin auf Deutsch verständigten. Viele ältere Geflüchtete beschlossen, ihren Kindern nicht die deutsche Sprache beizubringen oder sie zweisprachig aufwachsen zu lassen. Sie hofften, ihnen damit die Integration erleichtern und letztlich einen erfolgreichen Lebensweg ermöglichen zu können. Die überwältigende Mehrheit der deutschsprachigen Jüdinnen und Juden entschied sich dafür, nach der Einbürgerung ihre Namen zu ändern und eine britische Identität anzunehmen.
Abb. 4: Die Zwillinge Günter (*1933) und Peter Sommerfeld (später Summerfield) feiern das Ende des Krieges, London im Mai 1945; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2005/139/102, Schenkung von George und Peter Summerfield.
Eine beträchtliche Anzahl von Schriftsteller:innen und Künstler:innen verbrachte zumindest einen Teil ihrer Exilzeit in UK, darunter Stefan Zweig (1881–1942) und Hilde Spiel (1911–1990) oder Fred Uhlmann (1901–1985) und Eva Frankfurter (1930–1959). Spiel war 1936 als junge Frau aus Wien geflohen. Kurz vor ihrer Flucht hatte sie ihren ersten Roman auf Deutsch veröffentlicht, doch schon bald nach der Ankunft in England ging sie dazu über, auf Englisch zu schreiben und für die britische Wochenzeitung New Statesman zu arbeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte sich Spiel vom etablierten britischen Literaturbetrieb enttäuscht, da sie sich dort nicht akzeptiert fühlte. 1961 zog sie zurück nach Österreich, womit sie eine Ausnahme bildete. Die meisten deutschsprachigen Jüdinnen und Juden blieben im Vereinigten Königreich oder migrierten weiter, weil eine Rückkehr in ihre Herkunftsländer für sie nicht vorstellbar war. Wie etliche andere Geflüchtete – nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum – wurde Spiel zu einer Mittlerin zwischen den Kulturen: Sie schrieb über das britische Kulturleben für deutsche und österreichische Zeitungen, unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, und über Deutschland und Österreich für britische Zeitungen wie The Guardian.
In wissenschaftlichen Publikationen und Veröffentlichungen für ein breiteres Publikum ist häufig erörtert und gewürdigt worden, dass es fast keine Sphäre des britischen Lebens gegeben hätte, der von den vor dem NS-Regime geflüchteten Jüdinnen und Juden nicht in irgendeiner Weise beeinflusst worden wäre. Der Verleger George Weidenfeld (1919–2016), Gründer des Verlagshauses Weidenfeld & Nicolson, die Unternehmerin und Philanthropin Stephanie Shirley (*1933), der ehemalige Direktor des Statistical Office Claus Moser (1922–2015), der High-Court-Richter Michael Kerr (1921–2002), seine Schwester, die bekannte Kinderbuchautorin Judith Kerr (1923–2019), und zahlreiche prominente Gelehrte wie der Physiker und Nobelpreisträger Max Born (1882–1970), der Historiker John Grenville (1928–2011) oder der Kunsthistoriker Ernst Gombrich (1909–2001) sind einige Beispiele für Geflüchtete, die sehr erfolgreich waren und verschiedene Bereiche des öffentlichen Lebens in UK prägten.
Dennoch sollte unterstrichen werden, dass die meisten jüdischen Geflüchteten dort ein eher normales Leben führten. Die erwähnten Erfolge einzelner bekannter Akteur:innen zu würdigen und sich zugleich die Herausforderungen vor Augen zu halten, bildet einen schwierigen Balanceakt. Einige Frauen und Männer litten unter den Nachwirkungen von Verfolgung, Traumatisierung und Trauer – darunter die erwähnte Künstlerin Eva Frankfurter, die eine Depression entwickelte und sich im Alter von nur 28 Jahren das Leben nahm. Sie war 1939 als Kind mit ihrer Familie nach UK gekommen. Frankfurter versuchte sich in London als Künstlerin zu etablieren und arbeitete parallel in einem Café der Kette Lyons Coffee House in Whitechapel im Osten der Stadt. Dort ließen sich bevorzugt jüdische Einwander:innen aus Osteuropa nieder, die seit Ende des 19. Jahrhunderts in größerer Zahl ins Land gekommen waren und später auf Geflüchtete aus dem deutschsprachigen Raum trafen. Thematisch drehten sich Frankfurters Gemälde oft um andere an den Rand der Gesellschaft gedrängte Stadtbewohner:innen wie die aus dem ehemaligen British Empire Zugewanderten.
Viele Geflüchtete erkannten frühzeitig, dass eine mögliche Form des Widerstands gegen den Versuch des Nationalsozialismus, das mitteleuropäische Judentum auszulöschen, im Sammeln und Aufbewahren von Augenzeugenberichten, Familienpapieren und anderen geretteten Dingen lag. So gründete der in Deutschland geborene Publizist Alfred Wiener (1885–1964) 1933 die Institution, die später als Wiener Holocaust Library (WHL) bekannt werden sollte. Das 1995 ins Leben gerufene Research Centre for German and Austrian Exile Studies befindet sich direkt neben der WHL im Zentrum von London – ebenso wie das Leo Baeck Institute (LBI). Das Institut entwickelte sich unter anderem dank seines renommierten LBI Yearbook zur führenden Forschungsstelle im Vereinigten Königreich für die Geschichte der deutschsprachigen Jüdinnen und Juden vom 17. bis 21. Jahrhundert.
Neben diesen Institutionen existiert eine größere Zahl von Organisationen, die insbesondere seit den 1990er Jahren wichtige Beiträge zur Erforschung der Geschichte der jüdischen Geflüchteten und der Schoa sowie zum öffentlichen Gedenken leisten.
Seit 2001 gedenkt Großbritannien jedes Jahr am 27. Januar, dem Holocaust Memorial Day, dem nationalsozialistischen Völkermord an Jüdinnen und Juden. In Schulen, Universitäten und anderen öffentlichen Einrichtungen finden an diesem Tag Gedenkveranstaltungen statt, bei denen zunehmend die Nachkommen der Geflüchteten – die sogenannte Zweite und Dritte Generation – eine führende Rolle übernehmen. Sie sind gut in die britische Gesellschaft integriert und haben vielfach keine starke Bindung mehr an die Kultur ihrer Eltern und Großeltern.
Eine besonders prominente Rolle spielen die ,Kindertransporte‘ in der britischen Gedenkkultur, die allerdings oftmals in einer unreflektiert-feierlichen Art und Weise zelebriert werden. Erst seit kurzem gibt es Versuche, diese großangelegte Rettungsaktion in ihrem historischen Kontext einzuordnen und der breiten Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die keineswegs nur altruistischen Aspekte der sogenannten Kindertransporte zu vermitteln.
Im 21. Jahrhundert ist auch im Vereinigten Königreich eine feindliche Rhetorik gegenüber Geflüchteten weit verbreitet. Viele Bürger:innen des Landes – auch solche, deren Vorfahren vor dem NS-Regime geflohen waren – stellen sich die Frage, ob die britische Gesellschaft fähig ist, aus den Geschichten der historischen Akteur:innen zu lernen, die hier einen sicheren Zufluchtsort fanden und zugleich die Widersprüche und Herausforderungen zu würdigen, mit denen sie sich damals auseinandersetzen mussten.
AJR Journal. Online Zugang zu allen digitalisierten Ausgaben seit 1946: https://ajr.org.uk/ajr-journal/
AJR REFUGEE VOICES. Sammlung von Zeugnissen der Schoa: 310 Filminterviews mit jüdischen Geflüchteten aus Europa, die sich eine neue Existenz in UK aufbauten: https://www.ajrrefugeevoices.org.uk/
Das My Story-Projekt der AJR, das die Lebensgeschichten von jüdischen Geflüchteten und Überlebenden der Schoa in Form von individuellen life story books erzählt: https://www.ajrmystory.org.uk/
Die Gedenktafeln der AJR für einige der prominentesten jüdischen Emigrant:innen sowie Orte und Gebäude, die eng mit den jüdischen Geflüchteten verbunden waren: https://ajr.org.uk/ajr-plaque-scheme/
Czechoslovak Refugee Voices (2008), unter der Regie von Bea Lewkowicz, erzählt die Geschichten von fünf Geflüchteten aus der Tschechoslowakei, die sich in UK niederließen: https://www.ajrrefugeevoices.org.uk/czechoslovak-refugee-voices
Online-Ausstellung mit 80 Objekten aus gefilmten Zeugenaussagen britischer Schoa-Überlebender und Geflüchteter: https://www.holocausttestimony.org.uk/80-objects
Kurzfilm anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Leo Baeck Instituts in London, 2025: https://www.lbilondon.ac.uk/news/2025/03/celebrating-70-years-leo-baeck-institute-london
Podcast des Leo Baeck Instituts in London: https://www.lbilondon.ac.uk/podcast
Die Reihe „Schnappschüsse deutsch-jüdischer Geschichte und Kultur“ gibt einen Einblick in interessante Objekte aus der Londoner Sammlung des Leo Baeck Instituts, die viele Facetten der Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums in Europa illustrieren: https://www.lbilondon.ac.uk/snapshots
Karte der Finchley Road mit einigen Läden, Restaurants und anderen Einrichtungen, die von den Geflüchteten gegründet wurden und in den Nachkriegsjahren florierten. Die Karte wurde von Anthony Grenville erstellt: https://www.ajrrefugeevoices.org.uk/finchleystrasse
Thematischer Spaziergang durch London, entwickelt im Rahmen des Forschungsprojekts Relocating Modernism: Global Metropolises, Modern Art and Exile (METROMOD). Der Rundgang verbindet Orte der künstlerischen Produktion im Exil: https://walks.metromod.net/walks.p/17.m/london
Online-Veranstaltung, die dem Restaurant und Café Cosmo anlässlich der Refugee Week 2020 gewidmet ist und von der AJR und dem Insiders/Outsiders Festival am 18. Juni 2020 gemeinsam veranstaltet wurde: Ballad of the Cosmo Café Q&A
Anthony Grenville, Continental Britons. Jewish Refugees from Nazi Europe, veröffentlicht von der AJR und dem Jüdischen Museum London, 2. Auflage, 2021: Continental-Britons-web-friendly-PDF.pdf
Dokumente aus der Wiener Holocaust Library, die die Geschichten Einzelner und Familien zeigen und bewahren, die vor der nationalsozialistischen Verfolgung und dem Antisemitismus in den Jahren vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg flohen: https://www.refugeemap.org/
Garnethill Refugee Trail des Scottish Jewish Heritage Centre, der Orte zeigt, die mit jüdischen Geflüchteten in Verbindung stehen, die vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg aus Europa nach Glasgow kamen: https://sjhc.org.uk/jewish-glasgow-garnethill-refugee-trail/
Refugees from National Socialism in Wales. Learning from the Past for the Future unter der Leitung von Andrea Hammel, Direktorin des Centre for the Movement of People (CMOP), und Morris Brodie von der Universität Aberystwyth: https://wp-research.aber.ac.uk/nsrefugeeswales/
Stephen Walton, „Edith Jacobowitz and Millisle Refugee Farm”, in: Imperial War Museums, https://www.iwm.org.uk/history/edith-jacobowitz-and-millisle-refugee-farm
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Andrea Hammel (B. A. Essex, M. A., M. A., Dr. phil. Sussex) ist Professorin für Germanistik und Direktorin des Centre for the Movement of People an der Aberystwyth University in Wales, UK. Sie ist Vorstandsmitglied des Research Centre for German and Austrian Exile Studies an der University of London, Mitglied des Beirats der Gesellschaft für Exilforschung und Herausgeberin der Reihe Exilstudien/Exile Studies im Peter Lang Verlag.
Andrea Hammel, Zufluchtsort mit Widersprüchen. Deutschsprachige Jüdinnen und Juden und ihr neues Leben im Vereinigten Königreich (übersetzt von Andreas Bredenfeld), in: Geschichte[n] der deutsch-jüdischen Diaspora, 08.05.2025. <https://diaspora.juedische-geschichte-online.net/beitrag/gjd:article-16> [08.07.2025].