Das Online-Portal ,Geschichte[n] der deutsch-jüdischen Diaspora‘ ist Teil eines hybriden Publikationsprojekts der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts. Die Anfänge dieses Projektvorhabens liegen im Jahr 2015. Michael Brenner lud als internationaler Präsident des Leo Baeck Instituts zu einem Workshop nach Washington, D.C. ein. Dort fand unter Gastgeberschaft von Simone Lässig, Direktorin des Deutschen Historischen Instituts, eine Diskussion über die Fortsetzung der Buchreihe zur Deutsch-jüdischen Geschichte in der Neuzeit statt. Die Idee entstand, den Fokus nun auf die deutsch-jüdische Geschichte außerhalb Deutschlands als neues Projekt des Leo Baeck Instituts zu legen. Die ersten Ideen hierzu haben Michael Brenner und Miriam Rürup in einem Video der Ad hoc-AG „Zukunftswerte“ der Bayerischen Akademie der Wissenschaften besprochen.
Unter der Federführung von Miriam Rürup wird das Vorhaben seit 2020 am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (MMZ) in Potsdam realisiert, und von Lisa Sophie Gebhard seit 2023 koordiniert. Die VolkswagenStiftung fördert das Forschungsvorhaben durch Drittmittel. Ziel ist es, durch eine Synthese bisheriger Forschung und neue Archivrecherchen eine Überblicksdarstellung der deutsch-jüdischen Diaspora vorzulegen. Im Fokus stehen die Lebenswelten deutschsprachiger Jüdinnen und Juden nach ihrer Flucht oder Emigration aus ihren Herkunftsländern. Als hybrides Projekt entsteht dieses digitale Portal gemeinsam mit einem Sammelband, der die renommierte Reihe Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit (C. H. Beck München, 1996ff.) beschließen wird. Während die fünf Vorgängerbände jüdisches Leben innerhalb der deutschen Länder thematisiert haben, soll ein Standardwerk für die deutsch-jüdische Geschichte außerhalb des deutschsprachigen Raums entstehen. Das Nachleben des deutschsprachigen Judentums nach der Schoa wird dabei berücksichtigt.
In Verbindung mit der Printpublikation bietet das Online-Portal die Möglichkeit, einzelne Orte, historische Personen und Quellen eingehender vorzustellen. Zugleich lassen sich weitere Einträge sukzessive ergänzen. Mit diesem hybriden Ansatz wollen wir gezielt Synergien schaffen und über ein herkömmliches Denken in Druckseiten hinausgehen. Im Sammelband werden mittels Verlinkungen einige der Portal-Beiträge den Buchkapiteln zugeordnet, sodass beide Projekte miteinander verschränkt sind und ein gemeinsames Vorhaben bilden.
Den Sammelband verfassen die Historiker:innen Michael Brenner, Sheer Ganor, Marion A. Kaplan, Guy Miron und Miriam Rürup, wobei Sheer Ganor und Miriam Rürup hauptverantwortliche Autorinnen und Herausgeberinnen sind. Der Band wird voraussichtlich Anfang 2027 erscheinen.