Die Schocken-Bibliothek in Jerusalem

    Abb. 1: Südostansicht des Bibliotheksgebäudes von der Balfour Straße aus, Aufnahme von Alfred Bernheim, um 1938; Israel Museum, Jerusalem.

    Abb. 2: Großer Lese- und Vortragsraum im Obergeschoss der Schocken-Bibliothek, Aufnahme von Alfred Bernheim, um 1938; Israel Museum, Jerusalem.

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    Quellenbeschreibung

    Der im Jerusalemer Stadtteil Rehavia (Balfour Straße 6) in den Jahren 1935 bis 1936 errichtete Bibliotheksbau für den bibliophilen Kaufmann und Verleger Salman Schocken (1877–1959) ist ein rarer Fall: Er ist nicht nur samt Inneneinrichtung in seiner authentischen architektonischen Struktur erhalten, sondern dient bis heute – seit 1961 unter der Ägide des Jewish Theological Seminary – seiner ursprünglichen Funktion. Vom bekannten, 1934 aus Berlin eingewanderten Architekten Erich Mendelsohn (1887–1953) entworfen, war er von seinem Bauherrn als semi-öffentlicher Ort wissenschaftlicher Forschung und Begegnung konzipiert.

    Für die noch rechtzeitig aus Deutschland verschiffte Büchersammlung Schockens, die circa 60.000 Bände umfasste – darunter zahlreiche Originalmanuskripte, wertvolle Judaica und Hebraica, aber auch Erstausgaben deutscher Klassiker –, schuf Mendelsohn eine Einhausung, die sich im Außenraum als ein formal zurückhaltender, aus hellem Kalkstein (Meleke) aufgemauerter zweigeschossiger Baukörper präsentiert. Im Inneren entfaltet die Bibliothek eine lichte, beinahe heitere Atmosphäre. Der große, ganz in Zitronenholz gehaltene Lesesaal im Obergeschoss wird durch einen halbrund ausschwingenden Glaserker ausgezeichnet. Der präzise katalogisierte – heute nicht mehr vollständig in Jerusalem befindliche – Bücherfundus Schockens ist in drei niedrigen Magazingeschossen im rückwärtigen Gebäudeteil untergebracht. Das schmale, langgestreckte Grundstück wird fast vollständig von dem Bibliotheksbau eingenommen und lässt nur begrenzte Streifen für eine Grünbepflanzung und Südterrasse frei. Die Schocken-Bibliothek stellt gewissermaßen die architektonische Präsenz deutsch-jüdischen ,Geistesadels’ in Israel dar und gibt bis heute Zeugnis eines deutsch-israelischen Kulturerbes.

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    Empfohlene Zitation

    Die Schocken-Bibliothek in Jerusalem, veröffentlicht in: Geschichte[n] der deutsch-jüdischen Diaspora, <https://diaspora.juedische-geschichte-online.net/quelle/gjd:source-2> [08.05.2025].